Donnerstag, 30. Juni 2016

Montag und Dienstag in Banff - im Herzen der kanadischen Rockies

Wir überstanden die Nacht im McLeod Meadows Campsite trotz der vielen Mücken relativ unversehrt und brachen am Montag auf nach Banff. Das Herrliche an diesen Nationalparks ist der Umstand, dass alle paar Kilometer ein Hinweisschild auf eine Attraktion steht, und man sich die, bestens informiert durch die Parkverwaltung, zu Gemüte führen kann.
Die erste Attraktion waren die Paint Pots. Eine kleine Wanderung brachte uns zu den ockerfarbenen Lehm-Schlammwiesen, aus denen die Indianer ihre Farben gewonnen hatten. Wahrscheinlich Tonerde mit starkem Ockeranteil. Später wurde diese Erde industriell von den Einwanderern genutzt. Heute gehören sie zum National Heritage.

Den nächsten Zwischenstopp legten wir am Marble Canyon ein. Eine wunderbare kleine Wanderung führte entlang einer tiefen Schlucht, durch die ein Wildbach toste. Immer wieder faszinierende Ausblicke in die Abgründe, die sich das Wasser in den Felsen gegraben hatte. Und immer noch nicht überlaufen von Touristen. Nur ein paar verstreute Familien oder Pärchen, welche die natürliche Umgebung nicht störten.
Das berühmte Spring Hotel in Banff

Ganz anders war es dann in Banff. Auf der Banff Avenue Horden von Touristen, die sich die Füße wundtrampeln beim Versuch, ein noch ausgefalleneres Mitbringsel zu ergattern als die üblichen T-Shirts und Bären, von denen Pia übrigens auch schon zwei eingesammelt hat. Die Arme leidet an einer Bärensammelwut, die sie an keinem dieser Stofftierchen ohne Entzückensschrei vorüber gehen lässt. Alle Bären kriegen einen Namen verpasst und dürfen auf unserer Kanada Reise in Pias Alkovenbett herum gammeln. Zuhause werden sie dann ins Bärenregal im Schlafzimmer gestellt, welches sie sich mit ungezählten Bärenvettern aus aller Welt teilen. Die Kanada Bären heißen übrigens Kanu, der Weiße, und Salmone, der Schwarze. Über die Logik solcher Namensgebung mag man sich streiten.

Wir wurden mit der Hektik des Touristenrummels insofern gleich konfrontiert, weil man uns schon bei der Ankunft bedeutete, es seien praktisch alle Plätze belegt. Am Ende fanden wir dann doch noch einen wunderschönen Platz mit Feuerstelle - aber ohne Hook Up - im Tunnel Mountain Campsite. Da blieben wir gleich zwei Tage, weils so schön war. 
Allerdings sind die Aussichten auf weitere Unterkünfte getrübt, weil praktisch alle Kanadier zum Nationalfeiertagswochenende - zum 1. Juli - in die Parks nach Banff und Jasper fahren. Und dort treffen sie auf uns, die nicht vorreserviert haben. Da kann man sich die schönen Ferien durch Sorgen schon ziemlich vermiesen.
Eine andere Sorge haben wir nicht mehr. Heute waren wir in Canmore, extra, um unseren Propangastank aufzufüllen. Nicht, dass der leer war, oh nein, aber nach 11 Tagen war er nur noch zu 40% gefüllt, und das könnte schließlich bedeuten, dass uns in einer eiskalten Nacht in den Rockies die Heizung ausfällt. Und so haben wir uns mit Propan ausgerüstet, morgen werden wir den Frischwassertank füllen und das Grey- und Blackwater entsorgen, und dann hoffen wir allen Widrigkeiten trotzen zu können. 
Wir sind mit unseren Vorräten nämlich völlig autonom und brauchen überhaupt keinen Zeltplatz mehr. Der Kühlschrank ist voll. Heute gibt's wieder Lachs. Die Steaks kommen morgen und übermorgen auf den Grill, und Spaghetti mit Tomatensauce haben wir sowieso immer an Bord, genauso wie Reis, Obst und Gemüse. 
Nun will ich auch noch kurz schildern, was wir alles so erlebt haben. Heute waren wir im Whyte Museum in Banff und haben uns an den schönen Kunstwerken erfreut.
Kunstwerke im Whyte Museum in Banff

Nach der üblichen Pause im Café mit WiFi fuhren wir an den Lake Minnewanka. Dort spazierten wir zum Stewart Canyon (immerhin 3km hin und zurück) und sahen einen wunderschönen Regenbogen.
und viele andere schöne Anblicke 
Ach ja, und Erdhörnchen sehen wir auch ganz viele
Den Elch dagegen nur ganz selten- auch wenn er angeblich hier über den Zeltplatz laufen soll
Morgen gehts auch ohne Reservierung weiter in den Norden über Lake Louise nach Jasper. Mal sehen, wo wir landen.
Jetzt gibt's gleich wieder Lachs, und Pia äußert ersten Unmut über die dauernde Kocherei.
 Mal sehen, ob wir da was ändern können.

Was für ein Tag - Mittwoch, der 29. Juni

Es ist Abend, wir haben wieder mal gut gegessen. Diesmal gab es auf dem Holzfeuer gegrilltes Steak. Das Fleisch hier in Kanada ist wirklich viel besser als bei uns.
Ich habe den Abwasch erledigt und Pia ans Feuer geschickt zur Abendmeditation. Sonst ist das mein Metier: Ich kann stundenlang vor dem Feuer hocken und hineinstieren. Diesmal sitz ich drinnen in unserem gemütlichen Campmobil und lasse den heutigen Tag noch einmal Revue passieren.
Wir haben gut geschlafen. Mit dem frisch gefüllten Propangastank erlaube ich mir, nachts die Heizung laufen zu lassen. Natürlich erst, wenn es kälter als 14Grad wird im Wohnmobil, und das ist schon ziemlich kalt.
Morgens um halb acht lachte die Sonne vom Himmel und Pia hatte eine Mail erhalten mit der Nachricht, dass sie auch die Logik Prüfung bestanden hatte. Da lachte die Sonne gleich noch mehr. Zur Feier des Vormittags ging Pia mutig ins Waschhaus, was sie bisher vermieden hatte. Ich dagegen hatte schon zweimal abends geduscht, allerdings mit kaltem Wasser. Das Wasser am Waschbecken war warm, aber die Dusche wollte sich bei mir nicht erwärmen. So duschte ich kalt und fand es hinterher ganz toll.
Voller Bewunderung erwartete ich Pias Rückkehr aus dem Waschhaus. So viel Kältemut hatte ich ihr gar nicht zugetraut. Da teilte sie mir strahlend den Trick mit, den ich nicht herausgefunden hatte: Man musste den Hahn nur ganz extrem aufdrehen, dann floss das warme Wasser.
Wir frühstückten zum erstenmal draußen in der Sonne und fanden es wunderschön. Bester Laune fuhren wir los auf den Highway Richtung Lake Louise. Unterwegs trafen wir noch ein Rudel Rehe. 
Und dann waren wir auch schon auf dem Highway - und steckten im Stau. Blitzartig wandelte sich meine Laune von Himmelhochjauchzend in Scheisseverflucht. Wer könnte auch damit rechnen, dass sich auf den einsamen kanadischen Highways ein Stau entwickeln könnte von fast einstündiger Dauer, nur weil die Autobahn auf eine Spur verengt wurde. Muss wohl mit der Menge von kanadischen Touristen zu tun haben, die jetzt zwei Tage vor dem nationalen Wochenende in die Nationalparks strebten.
In Lake Louise hatten sie sich dann alle versammelt, als wir dort endlich eintrafen. Der Rummel ging uns so auf die Nerven, dass wir nach den obligatorischen Fotos auf die geplante Wanderung verzichteten und nur noch kurz im Fairmont Hotel einkehrten, bevor wir die Reise fortsetzten.
Schließlich waren wir ja schon spät dran. Und Peng, schon hatten wir uns verfahren, weil wir bei einer Abzweigung nicht richtig abgebogen waren. Bei TCH, dem Transcanadischen Highway, heißt das schon mal einige Kilometer falsch fahren bis zur nächsten Ausfahrt. Da war die Laune schon wieder ein bisschen in den Keller gegangen.
Dann aber wurden wir durch die herrlichen Anblicke am Icefield Parkway für den Frust entschädigt.
Mehrere kleinere Spaziergänge sorgten dafür, dass mein lädierter Gehapparat doch noch ein bisschen Bewegung erhielt. Und am Abend erwischten wir sogar noch einen Spitzen Zeltplatz, der uns die Sorgen um einen Übernachtungsplatz vorerst nahm. So galt also mal wieder: Ende gut, alles gut!


Montag, 27. Juni 2016

Ein Sonntag in Kanada

Ich hatte es euch ja bereits geschrieben: Am Sonntag Morgen hab ich nicht Deutschland - Slowakei geguckt, sondern war schwimmen im Wasa Lake und danach wieder mit dem Motorhome unterwegs Richtung Banff. Wir haben nur noch 10 Tage bis zum Rückflug, und die wollen gut geplant sein. Auf jeden Fall soll es einen mindestens dreitägigen Aufenthalt an einem Ort geben, möglichst mitten in der Natur mit einem herrlichen Bergpanorama, Wander- und Bikemöglichkeiten, einem See zum Schwimmen, natürlich WiFi überall, Einkaufsmöglichkeiten, Grillplatz und prächtiges Wetter.
Was könnte da besser sein als der Banff Nationalpark. Nur, dass der im Allgemeinen von Touristenströmen belagert wird und man am besten vorreservieren muss.
Wir haben natürlich nicht vorreserviert und wir wollen nach Banff.
Auf dem Weg dorthin kommt man durch den Kootenay Nationalpark
mit vielen Sehenswürdigkeiten, faszinierenden Bergansichten und Campmöglichkeiten. Meine Liebste wollte schon am frühen Nachmittag an einem Zeltplatz nah beim Columbia River Quartier nehmen, und so fanden wir uns schon um halb vier am Nachmittag auf einem wunderschönen und kaum frequentierten Campingplatz der Nationalen Forstverwaltung ganz nah am Fluss wieder. 
Der Platz hatte nur einen Nachteil: Er lag im Sumpfgebiet und war völlig verseucht mit Mücken. Nun hieß es, alle Luken schließen und das Wohnmobil Mückensicher machen. Und das war tatsächlich möglich. Während vor unseren Mückengittern die Viecher wilde Tänze veranstalteten, saßen wir seelenruhig im Innern und schauten den Blutsaugern entspannt dabei zu, wie sie sich ihre Rüssel an den Gittern blutig stießen.
Es wurde ein schöner Nachmittag In-Home und trotzdem mitten in der Natur.
Am Abend trauten wir uns dann doch nach draußen, gut eingeschmiert mit Mückenspray. Wir mussten ja schließlich das Grillfeuer anwerfen. Jeder dieser Campingplätze in National- oder Staatsparks verfügt über einen eigenen Grillplatz mit Holztisch und Bänken. Feuerholz kann man sich überall kaufen, so kann jeden Abend ein trauliches Holzfeuer dem Abenteuer hungrigen Touristen heimleuchten. 
An diesem Abend gab es keinen Lachs, auch kein Steak, nein, Folienkartoffeln mit Käse sollten es sein.
Nachdem diese eine Zeitlang über dem Feuer auf dem Grill lagen und nicht weich wurden, legten wir sie ins Feuer mit dem Ergebnis, dass sie durch die Hitze verbrannten und ganz schwarz wurden. 
Resüme: Folienkartoffeln mit Käse ins Feuer legen ist nicht empfehlenswert.
Ich hab euch noch gar nicht erzählt, dass wir am Nachmittag im 38 Grad warmen Thermalwasser von Radium Hot Springs gebadet haben. Das war richtig toll, sogar meine wasserscheue Pia ging mit ins Wasser. Wahrscheinlich, weil sie heute Nacht erstmals im WoMo gefroren hat. Aber das lag nur an der falschen Zudeck- Technik.
Heute haben wir beide noch lange Blog geschrieben, den wir dann morgen beim WiFi veröffentlichen werden, bevor wir nun müde, aber glücklich in die Heia gehen. Es war ein schöner Sonntag im WoMo in Kanada.

Sonntag, 26. Juni 2016

Vom China Valley an den Lake Kootenay

Nach einem weiteren reichhaltigen Frühstück bei Sonja und Markus verließen wir das China Valley gut ausgerüstet mit Tipps und Cinnamon Rolls, um als erstes eine Dumping Station in Vernon aufzusuchen. Wisst ihr was eine Dumping Station ist?
Nun, so ein Wohnmobil, und insbesondere die Bewohner desselben, produzieren mit der Zeit ganz schön viel Abfall. Damit meine ich nicht den normalen Hausmüll - den kann man ja problemlos überall entsorgen - sondern die wässrigen Rückstände vom Duschen, Waschen und Klogehen. Die werden in einem Wohnmobil in Tanks gespeichert, solange, bis diese voll sind. Und dann muss man den "Grey Tank" für das Wasch- und Spülwasser und den "Black Tank" für die Kloabfälle entleeren. Das geschieht entweder bei einem Full Hook Up im RV Park oder bei einer Dump Station irgendwo an einer Tankstelle oder beim Supermarkt. 
Bei uns ist der Grey Tank alle drei Tage voll. Den Black Tank haben wir nie voll gekriegt. Das mag man verstehen, wie man will.
Auch der Frischwassertank muss neu befüllt werden. Der fasst 160 l, was gar nicht so viel ist, wie es sich anhört. Auch in den Benzintank passen 160 Liter, und auch die reichen nur 600 km. Ganz schön hoch, der Benzinverbrauch, finde ich. Dafür zieht das Achtzylinder Motörchen den 6,5 Tonner schön die Berge hoch. Und von denen gibt's hier reichlich.
Doch der Reihe nach. Nach dem Ablassen und dem Auffüllen fuhren wir bei halbwegs freundlichen Wetterbedingungen ins Okanagan Valley, welches berühmt ist für seine milden klimatischen Bedingungen, den Obst- und Gemüse-, vor allem aber für seinen Weinanbau. Von Sonja und Markus hatten wir den Tipp bekommen, das Weingut "Gray Monk" aufzusuchen. Und das taten wir dann auch. Das Weingut liegt wie ein kleines Chateau inmitten Rebflächen oberhalb des Sees.
Wir probierten vom Weißen und vom Roten, nahmen drei Flaschen mit und zogen gutgelaunt weiter unseres Weges Richtung Osten, zunächst nach Needles, wo wir mit einer Fähre den Arrow Lake überquerten
und dann über Nakusp zum Summit Lake Provincial Park, in dem wir eine weitere Nacht ohne Stromanschluss aber in herrlichster Umgebung verbrachten. 
Ich finde diese Übernachtungen auf Campingplätzen im Nationalpark oder im Provinzpark viel schöner als in den privat betriebenen RV- Campingplätzen. Zwar gibt es dort keinen Full Hook Up, also Strom, Wasser und Abwasseranschluss, dafür ist alles viel naturbelassener, und auch die Leute sind viel netter.  Übrigens haben wir unterwegs auf der Strecke auch unseren ersten Elch gesehen. Er stand in Seelenruhe auf der anderen Seite eines Sees und labte sich an Wasser und Büschen.
Am Freitag, den 24. Juni, regnete es nahezu den ganzen Tag. Da war es gut, dass vor allem Fahren auf dem Programm stand. Wieder einmal ging es mit einer staatlichen Fähre über einen See,
bevor wir am Abend den Lockhart Beach Provincial Park mit Campingplatz am Kootenay See erreichten. Unterwegs besichtigten wir Sandon, ein gottverlassenes Nest, welches einst ein florierendes Bergbau Städtchen war, bevor der Niedergang des Bergbaus und eine Naturkatastrophe es in eine Geisterstadt verwandelten.
Während eines dreitägigen Unwetters riss eine Sturzflut fast dreihundert Häuser mit sich.  Die Überbleibsel und ganz viel Schrott können heute noch besichtigt werden.
In Kaslo machten wir Rast bei der stillgelegten S.S. Moyes, dem am längsten in Betrieb gewesenen Schaufelraddampfer auf dem Kootenay See.
Heute ist sie zum Museum umgebaut und liegt in Kaslo vor Anker. Wir sparten uns die Besichtigung und bezogen stattdessen gemütlich Quartier im Blueberry Bistro direkt gegenüber. Dort genossen wir die köstlichen Cakes und vor allem das WiFi, durch welches wir erstmals wieder in Kontakt mit der restlichen Welt gerieten. Fast schon litten wir an Entzugserscheinungen ganz ohne Internet! 
Und hier erfuhren wir auch vom Brexit. Während wir uns im Wesentlichen nur um die Route und die besten Übernachtungsplätze kümmern müssen, geht das politische Leben weiter. Irgendwie hat es uns beide schockiert, dass nun wahrscheinlich vieles im politischen Europa anders wird. Ich glaube, auch die Briten sind erschrocken über ihre Entscheidung, die eine Phase des steten Zusammenwachsens von Europa beendet. 
Heute Abend sprach mich der Parkwächter auf den Brexit an. Selber von britischen Vorfahren abstammend, erklärte er sich den Brexit mit dem Unwillen der Briten, sich von irgendjemandem auf der Welt etwas sagen zu lassen. Er mag nicht ganz unrecht haben.
Am Samstag, den 25. Juni verpassten wir zwar die ersten Achtelfinalbegegnungen der EM, u.a. das dramatische Ausscheiden der Schweiz, dafür besichtigten wir Fort Steele und fanden frühzeitig im Provincial Park des Wasa Lakes einen schönen Übernachtungsplatz.
Fort Steele ist eine ehemalige Kleinstadt, die mittlerweile verlassen und zum Heritage Museum umgebaut ist. Man kann eine Vielzahl von Häusern besuchen, in denen überall Leben wie vor 100 Jahren herrscht.
Pia hab ich versuchsweise mal ins Jail gesperrt, aber das laute Schreien war dann doch nicht lange auszuhalten.
Laienschauspieler unterhalten die Besucher mit lustigen Szenen. Man kann auch mitmachen, sich selbst verkleiden und munter mitspielen. Das hat uns aber doch zu lange gedauert. Aber es war ein schöner Samstag Nachmittag in Fort Steele.
Der Wasa Lake hat 18 Grad Wassertemperatur. Vor einem Monat hat dort ein Triathlon stattgefunden, also musste ich es auch mal probieren. 
Aber ganz so weit kam ich dann doch nicht.
Am Abend haben wir dann am offenen Feuer einen frischen Lachs gegrillt. Köstlich! 
Und während Pia das Abendessen vorbereitet, darf ich faulenzen und sie am Fenster fotografieren.
So ein Camperleben ist doch einfach herrlich! 
Auch wenn wir heute morgen mangels Gelegenheit das Spiel Deutschland - Slowakei nicht gucken konnten. Aber sie haben ja auch ohne uns gut gespielt.

Freitag, 24. Juni 2016

Vancouver Island, Whistler bis China Valley

Ihr erinnert euch? Wir fuhren schon wieder zurück von Nanaimo nach Horseshoe Bay aufs Festland. Aber der Bericht über Vancouver Island stand noch aus. Also jetzt nachträglich zwei Tage auf Vancouver Island.
Wir hatten am Samstag die Fähre nach Swartz Bay genommen und waren bei schlechtem Wetter von da aus nach Victoria weitergefahren. Ziel: Im Empress Hotel am Inner Harbour eine English Teatime genießen. Das Empress Hotel ist ein ehrwürdiger und von englischer Vornehmheit strotzender Kasten und das Teemenüe sollte p.P. 75$ kosten. Also verzichteten wir weise auf diesen Höhepunkt der Reise!
Stattdessen kehrten wir im "Venus Sophia" ein, einem stilvoll eingerichteten Teehaus in Chinatown. Ihr seht davon ein Bild.
Weiter gings die A14 nach Port Renfrew bis China Beach. Die kleine Variante, um Vancouver Island kennen zu lernen. Tatsächlich auf dem Highway kaum Autos. Wir waren ziemlich allein bei unserer Fahrt durch den kanadischen Regenwald. Wobei ich mir den Regenwald eigentlich ein bisschen anders vorstelle als die Mischung von vorwiegend Nadel- und einigen Laubbäumen. Allerdings die Bäume sind hoch und darunter haben sich etliche Büsche und Farne versammelt, so dass sich das typische Halbdunkel des Regenwalds ergibt, wenn man hindurchwandert.
Wir übernachteten am China Beach, einer wunderschön gelegenen Campsite im Provincial Park. Der Platz Wächter machte schon einen etwas herunter gekommenen Eindruck. Aber der Platz war sauber und gepflegt. Das Holz, welches ich bei ihm kaufte, kostete 7$ das Bundle und war nass. Was ich aber erst feststellte, als ich vergeblich ein Feuer zu machen versuchte. Zu meiner Entschuldigung kann ich anführen, dass es leicht regnete und ich keine Axt zum Spalten des Holzes vom Autovermieter erhalten hatte. Ein Schweizer Pärchen half uns mit einer Axt aus, aber auch das half nichts: Das ganze Papier verbrannt, das Holz nur angekohlt, das war das Ergebnis eines frustrierenden ersten Versuchs, in der kanadischen Wildnis mich als Feuerpionier zu beweisen.
Am nächsten Morgen noch ganz früh, als Pia noch schlief, machte ich mich mit Stöcken auf zum ein Kilometer entfernten Pazifik Strand. Mit Stöcken lief es sich ganz gut und das Erlebnis des stillen Waldes mit dem hohen Blätterdach war wunderschön.
Nächste Station am Sonntag Mittag Port Renfrew, ein verschlafenes Fischernest, ganz am Ende des Highways. Wir saßen in der Marina Bay und genossen die Athmosphäre des alten Hafens. 
Wir fuhren weiter durch das Inland nach Lake Cowichan, eine Bergstrecke, von der ich mir nicht ganz sicher war, ob wir sie mit unserem WoMo befahren durften. Alles ging glatt bis auf einen Vorfall in einer scharfen Kurve, als eine Schublade aufging und aus dem Scharnier sprang. Etwas weniger Stauraum für uns. 
In Lake Cowichan fanden wir eine wunderschöne Campsite "Lakeview", und dort gelang es mir dann auch trotz weiterhin leicht regnerischem Wetter ein wunderschönes Campfire zu entfachen, vor dem ich dann bis spät in die Nacht regungslos hocken blieb.

Am Montag fuhren wir über Duncan und Chemainus zur Fähre nach Nanaimo. In Duncan gabs Totempfähle im Heritage Park und in Chemainus Wandbilder zu bestaunen.
Und auf der Fähre sahen wir Motorradfahrer.
Die Fahrt nach Whistler war wunderschön. Steil gings nach oben, anfangs an der Küste entlang, später an rauschenden Bächen vorbei. Es wurde immer später. Ich gebe zu, ich hatte es darauf angelegt, dass wir keinen Zeltplatz auf einem offiziellen Zeltplatz mehr fanden. So mussten wir wild campen, auf einemPlatz abseits der Straße, etwas abschüssig, was wir aber durch geschickte Plazierung eines Höhenausgleichs korrigieren konnten.
Nachts heulten die Coyoten - und wir hielten sie für Wölfe. Nun hatte das Abenteuer begonnen. Am nächsten Tag sahen wir einen Schwarzbären am Straßenrand.
Und in Whistler konnte ich ab 9 Uhr im Irish Pub das EM Fußballspiel Deutschland gegen Nordirland verfolgen. Da war das Glück schon ziemlich vollkommen, und selbst Pia schien nicht mehr ganz so sehr zu leiden unter den widrigen Hygiene Verhältnissen. Kein Wunder, waren wir doch auf dem Weg nach China Valley zu Sonja und Markus, wo es wieder Aussicht auf Schlafen im Haus und geregelte Hygiene Verhältnisse gab.
Am Dienstag Abend fast pünktlich um 19 Uhr trafen wir im China Valley zum Abendessen ein. Pia hatte ihre Jugendfreundin Sonja 40 Jahre nicht gesehen. Ihren Ehemann Markus kannten wir beide nicht. Entsprechend vorsichtig wollten wir diese Begegnung gestalten. Vielleicht gleich am nächsten Tag wieder losdüsen. Das war wahrlich nicht nötig.
Sonja und Markus empfingen uns herzlich und machten uns gleich mit einer Runde von Freunden bekannt, die sich um den Tisch versammelt hatten. Richard und Barbara, die auch aus Deutschland stammte, sowie Wayne und Joe, die beim Ersatz des Hausdachs geholfen hatten. Es wurde ein feuchter und lustiger Abend. Wir tranken Wein und Schnaps, den Markus selbst gebrannt hatte, und aßen ein von Sonja zubereitetes köstliches Abendessen. Nichts gegen unsere Camping Küche. Aber so opulent hatten wir in Kanada noch nicht gegessen.
Pia schlief im Haus, und das Frühstück am nächsten Tag ließ unser Feriengefühl weiter anwachsen. Sonja und Markus zeigten uns ihre Farm und ihre Tiere. Sie haben 50 Rinder, 4 Pferde, einige Hühner, einen Hund und eine Katze. Die Kühe und zwei Stiere leben frei draußen auf der Weide, auch im Winter, und werden nur in den Stall geholt, wenn sie Hilfe beim Kalben benötigen und im Herbst, wenn die Kälber in die Stadt zur Rinderauktion gebracht werden.
Wir verbrachten den Tag zusammen am See beim Angeln und später auf der Terrasse eines wunderschönen Hotels, welches sich in indianischem Besitz befindet. Lachs am Abend und Kartenspiel beschlossen einen wunderschönen Tag mit Sonja und Markus im China Valley.



Montag, 20. Juni 2016

Vancouver, Vancouver Island und zurück

Ich sitze in unserem Motorhome in der Schlange vor der Fähre, die uns zurück aufs Festland bringt. Übrigens wir haben Montag, den 20. Juni, 16.30 Uhr local Time. In Europa neigt sich die Gruppenphase der EM dem Ende zu. Morgen spieltDeutschland gegen Nordirland um den Gruppensieg. Und wir verlassen nach zwei Nächten Vancouver Island und begeben uns Richtung Whistler nach Kamloops, wo wir morgen Pias Freundin Sonja und ihren Mann Markus besuchen werden.
Aber der Reihe nach. Den Flug haben wir recht gut überstanden. Der Obstsalat wurde von mir vollständig während des Flugs verputzt. Weil die Verpflegung bei Condor keineswegs üppig war. Diese Vögel essen nicht viel auf dem Flug. Und alles vegetarisch! 
Der Transfer zum Hotel Sandman klappte gut. Das Zimmer war okay und der Outdoor Pool geöffnet. Ich habe ihm gleich - als einziger - einen kleinen Besuch abgestattet. Danach mit dem altbekannten Heldengefühl ausgestattet gings darum, etwas fürs Abendessen zu finden. Unser Sandman Restaurant erschien uns teuer, erst später begriffen wir, dass hier in Kanada alles so teuer ist. Ich will mich lange mit diesem leidigen Thema beschäftigen, aber so viel sei gesagt: Wenn das Steak 30-50 $ kostet (im Supermarkt) macht das Grillen keinen Spaß mehr. Wein und Bier kosten in der Regel das Dreifache wie bei uns, und für 4 Rollen Klopapier haben wir 5$ bezahlt. 
Am Donnerstag am späten Nachmittag konnten wir dann endlich das WoMo abholen. Es ist 25 Fuß lang, hat Übernachtungsmöglichkeiten für 4Erwachsene und 2 Kinder, einen Slideout und eine Markise. Letztere allerdings ist fixiert und lässt sich nicht ausziehen. Es hätte zu viele Schäden gegeben. Auch eine Axt wollte man uns aus Sicherheitsgründen nicht ausleihen. Das sollte sich rächen. Doch davon später. 
Als wir endlich im WoMo saßen, schlug die Stunde von Scout, einer Navi-App auf meinem Handy. Warum sich ein Navi ausleihen für 4$ pro Tag, wenn sich doch so eine patente App auf dem Handy befindet. Zum Glück hatte ich mich in die Bedienung bereits daheim eingearbeitet, so fiel die Routenberechnung zum Burnaby RV Park relativ leicht. 1:05 h sollte die Reise dauern. Eine angenehme Frauenstimme geleitete uns über etliche Straßen, bis sie uns an einer Stelle zum Linksabbiegen aufforderte, wo dies eigentlich kaum möglich war. Wir taten es trotzdem und landeten alsbald in einer engen Sackgasse, bei der die Weiterfahrt durch auf der Straße angebrachte Poller verhindert wurde. Nun ja, auch ein Navi kann sich irren! Nun galt es beim Versuch, auf der engen Straße umzukehren, erste Fahrkünste zu entwickeln. Das gelang. Also folgten wir weiter der freundlichen Stimme, bis sie uns ein zweites Mal eine kaum lösbare Aufgabe stellte: Wir sollten scharf rechts in einen Fahrradweg einbiegen! Da verstanden wir endlich. Daheim beim Ausprobieren hatte ich Scout mit dem Fahrrad benutzt und versehentlich die Einstellung "Fahrrad" stehen lassen. So wollte uns Scout auf Fahrradwegen zum Ziel lotsen.
Nach der Korrektur dieser Einstellung war der Rest ein Kinderspiel, und die App ist uns in Städten wahrhaft von Nutzen. Auf der Landstraße kommen wir ohne dieses modische Spielzeug aus.
Andere modische Spielzeuge dagegen sind kaum entbehrlich. Ich spreche vom Internet und den damit verbundenen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten. Vor allem Pia leidet sehr darunter, dass sie nicht ständig mit dem Internet verbunden ist. Zwar hat sie sich ein zusätzliches Datenpaket für ihren Swisscom Vertrag gekauft, aber allzu oft gibt es dort, wo wir uns befinden, überhaupt keinen Netzempfang. Und wenn wir uns im WiFi einloggen, welches in jedem Café und auf den RV Plätzen kostenlos angeboten wird, so haben uns da auch schon mehrfach technische Probleme die Freude vermiest.
Ich konnte mich nicht entscheiden, eine kanadische SIM fürs Handy zu kaufen. Erstens, weil das Vergnügen nicht ganz billig ist und zweitens, weil auch da bei schlechter Netzabdeckung technische Probleme drohten.
Nach einem Großeinkauf bei Safeway schließlich die erste Nacht im Wohnmobil. Eigentlich schliefen wir beide recht gut, Pia im Alkoven und ich im prächtigen Doppelbett. So viel Platz hab ich zuhause nicht! Dennoch ist natürlich vieles gewöhnungsbedürftig. Da ist zunächst mal die Beschränkung auf das Nötigste. Es gibt nur die absolute Grundausrüstung an Kochutensilien. Schneebesen sucht man vergebens. Und die räumliche Enge - trotz Slideout. Unter den eingeschränkten hygienischen Verhältnissen leidet Pia am meisten. Nicht jeder ist für's Outdoor Leben gemacht!
Den Freitag verbrachten wir in Vancouver. Mit dem Skytrain in die Stadt und mit dem Fahrrad durch den Stanley Park. Zwischendurch machten wir noch Granville Island und den Canada Place unsicher. Ein Tag voller Erlebnisse, prall und voll, und gut geeignet, uns nachts wie Tote schlafen zu lassen. 

Am Samstag ging's dann endlich los in die Freiheit. Raus aus dem Geregelten und überschaubaren Leben des RV Parks, rein in die kanadische Wildnis von Vancouver Island. Doch davon später. Mittlerweile ist unsere Fähre schon fast am Ziel. Und ich will noch schnell ein paar Fotos machen. Die ihr natürlich zu sehen kriegt. Von Vancouver Island erzähl ich euch später.